Hallihallo es gibt mich noch. Und es geht mir sehr gut! Seit einer Woche bin ich nun zurück in Cajamarca von unserer großen Reise durch Peru und Bolivien. Dass ich erst jetzt schreibe liegt am Carnaval, der hier in Cajamarca ausgiebig gefeiert wurde, aber dazu später.
Abendspaziergang am peruanischen Strand
Der obligatorische Truthahn
Zunächst einmal wünsch ich euch allen ein schönes neues Jahr, auch wenn es schon ein Weilchen läuft. Den Jahreswechsel erlebte ich mit der Familie Alsinas in der Nähe Chiclayos in einem kleinen Fischerdorf. Dort übernachteten wir im Haus einer katholischen Schwesternschaft, deren Schwestern Freunde der Familie sind. Trotz eher stürmischem Wetter wagten wir uns in den kalten Pazifik und beim Joggen am Strand stieß ich doch auch schon mal auf einen toten Seelöwen (wahrscheinlich von Fischern umgebracht), einen toten Schwertfisch und zahlreiche verendete Pelikane. Jedenfalls interessante Eindrücke. In der Silvesternacht gab es mal wieder Truthahn und um Mitternacht wurden auf der Straße Strohpuppen verbrannt. Diese waren mit alter Kleidung vom zu endegehenden Jahr gekleidet. Die restliche Nacht tanzten wir im Ordenshaus mit den Schwestern bis die Schwarte krachte.
Let’s dance!
Chan Chan
Pyramidenkomplex Huaca de la Luna y del Sol
Auf diesen familiären Aufenthalt folgend reiste ich in die Nähe Trujillos weiter, nach Huanchaco. Ein Badeort in dem ich auf meine Nachbarinnen , die drei Freiwilligen von Manthoc, stieß. Dort ließen wir es uns noch einige Tage bis zum Zwischenseminar gut gehen. Neben Badefreuden (mit riesigen Wellen), gab es auch sehr schöne archäologische Stätten zu besuchen. So schauten wir uns die riesige Lehmstadt Chan Chan (Chimu) an, in der in ihrer Blütezeit bis zu 60.000 Menschen lebten. Neben Chan Chan gab es außerdem noch mehrere Pyramiden des Königreichs Chimu zu sehen und zwei große Pyramidenkomplexe der Moche-Kultur. Chimu? Moche? Dies sind zwei peruanische Kulturen der vorkolumbischen Zeit. So entstand die Moche-Kultur um die Zeit Christus‘ Geburt und hielt sich bis ca. 600 n. Chr. an der Küste Perus und darauf folgte das Königreich Chimu, das um 1400 n. Chr. von den Inkas erobert wurde. Spannend zu sehen ist es allemal wie viele Kulturen es in Peru verteilt über Hochland, Amazonas und Küste doch vor den Inkas gab. Bevor ich nach Peru kam brachte ich mit dem Land immer nur den Namen Inka in Verbindung. Dahingegen sind die Inkas doch nur die Spitze der Vielfalt der andinen Kulturen und kamen erst um 1100 n. Chr. auf. In der Nähe Cajamarcas gibt es eine Steinstadt der KunturWasi-Kultur zu sehen, die von 1200 v. Chr. bis 50 v. Chr. existierte. Man sieht die peruanische Kultur ist sehr vielschichtig.
Jana und Feli von Manthoc
Als wir genügend Sonne getankt hatten, ging es weiter nach Lima. Das Zwischenseminar wartete.
Arbeitsgruppe an der Klippe zum Strand
Ausblick vom Haus
Simulation eines peruanischen Kombis (Öffentliches Verkehrsmittel)
Der Trupp über den Dächern von Lima
Hausgarten
Dort angekommen waren wir erstmal ziemlich baff, da das Seminarhaus eher luxuriös war. Ein großes Ordenshaus mit Swimming-Pool direkt am Hang zum Strand in einem reichen Stadtviertel. Wo ich doch bei meinem ersten Aufenthalt in Lima im August die Stadt als grau und trist empfand, so kam sie mir dieses mal wirklich schön vor (sicher vom Wetter und dem Stadtteil bedingt). Neben dem Haus war das Seminar an sich ebenfalls sehr schön. Es war schön sich mit anderen Freiwilligen, die teilweise sogar aus Nicaragua angereist waren, auszutauschen und über bestimmte Probleme zu reden. Die Gruppe war außerdem total cool und es hat einfach riesen Spaß gemacht. Neben zahlreichen Arbeitseinheiten hatten wir nämlich auch genügend Freizeit, in der wir die Stadt näher kennenlernten, oder auch mal abends ein Lagerfeuer am Strand machten.
Ausgepowert von der Stadtbesichtigung
Plaza de Armas Cusco
Besagter Abend mit Sofie und Toni
Kleiner Größenunterschied elegant ausgeglichen
Inkatempel Pukapukara
Gassen von Ollantaytambo
Gut gelaunt und motiviert für das restliche Halbjahr machten wir uns nach dem Zwischenseminar nach Cusco auf. Ab Lima begleitete uns erfreulicherweise Lorena, eine peruanische Freundin, die bei mir im Haus unten in SonoViso (christlicher Filmverleih) arbeitet. Sie hatte ihr ganzes Erspartes zusammengekratzt um mit uns mitzureisen und den Süden Perus, den sie bislang nicht kannte, kennenzulernen. Deshalb freute es mich sehr, dass sie uns bis nach La Paz in Bolivien mit begleitete. Wir kamen in Cusco an, eine schöne touristische Stadt, und sahen uns einige Inka-Tempel im Umkreis an. Als wir abends mit weiteren Freiwilligen weggingen, landete ich mit zwei Mädels vom Zwischenseminar in einer kleinen Kneipe, in der ein Peruaner Gitarre spielte. Lustigerweise landete ich gegen später auch noch am Mikro mit der Gitarre und gab zwei peruanische Klassiker zum Besten, was den Laden zum Flippen brachte. Die Peruaner freuten sich riesig, dass ein Ausländer sich die Mühe macht ihre Lieder zu lernen. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem völlig überteuerten Zug (114 Dollar, 3 Stunden hin und zurück) nach Aguas Calientes, dem Ort am Fuße Machu Picchus. Von dort aus wanderten wir im Morgengrauen zum Weltwunder und da noch alles wolkig war, wanderten wir weiter den Berg hinauf. Als wir oben ankamen, klärte sich alles auf und wir konnten Machu Picchu und das komplette Tal von weit oben sehen. Wunderschön. Die Steinstadt an sich ist sehr beeindruckend im Hinblick darauf, dass sie auf einem Berg um 1100 n. Chr., mit riesigen Steinfragmenten, gebaut worden ist.
Zugfahrt nach Aguas Calientes
Aufstieg zu Machu Picchu
Eisige Badefreuden
Eselhirte
Wir kehrten nach Cusco zurück und von dort aus ging es weiter Richtung Titikakasee. Dort überquerten wir die bolivianische Grenze und wurden von besoffenen Grenzpolizisten schikanierend empfangen. Ein beschämender erster Eindruck von diesem doch so schönen Land Bolivien. Wie dem auch sei, der Titikakasee ist sehr schön. Er scheint ein Meer zu sein, wenn man am Horizont so gar kein Ende mehr sieht.
Filzwerkstatt
Lagerraum mit Filzernachwuchs Magi
Hochzeit
Ausblick von El Alto auf La Paz (Tradition <> Moderne)
Von Copacabana aus ging es weiter nach La Paz, dem Regierungssitz Boliviens. Eine enorm große Stadt, auf ca. 3200 Metern gelegen. Das Stadtteil El Alto jedoch liegt auf 4100 Metern. Gigantisch. In El Alto kannte meine Freundin Jana, (Überraschung) mit der ich seit September letzten Jahres zusammen bin, eine bolivianische Familie. Ihre Eltern hatten dort vor zehn Jahren Missionsarbeit geleistet, eine kleine Kapelle errichtet und verschiedene Gruppen angeboten. So gibt es die Filzgruppe, die Janas Mutter eingeführt hatte, immer noch und die Frauen dort verdienen so ihr Geld. Wir besuchten die Werkstatt und ich hab‘ jetzt jedenfalls warme Filzpantoffeln in Cajamarca. Eine lustige Sache ist uns auch in La Paz passiert. Jana kannte noch einen Musiker, der uns eines Abends zu einem „Konzert“ einlud auf dem er spielte. Wir gingen mit ihm mit und landeten prompt auf einer bolivianischen Hochzeit. Geile Chose, sag‘ ich euch!
Geflutete Salzwüste
An Herr Jäger;)
Laguna Colorada
In La Paz trennten wir uns von Lorena und Sofie, einer weiteren Freiwilligen aus Chile, und reisten zu dritt (Feli und Jana von Manthoc und ich) nach Uyuni in die Salzwüste. Dort machten wir eine Dreitagestour mit dem Jeep. Jedoch hatte es kurz vor unserer Ankunft enorm geregnet, sodass die komplette Salzwüste voller Wasser war und somit der weißen Wüste ausblieb. Dennoch gab es sehr schöne Effekte mit dem Wasser. Die Tour führte uns weiter in den Süden Boliviens bis an die Grenze Chile. Wir kamen auch an einem Steinbaum vorbei, dessen Abbild ich schon aus meinem Erdkundeunterricht aus der 7. Klasse bei Herrn Jäger kannte, als er uns damit die verschiedenen Klimazonen erklärte. Ich war dort Herr Jäger! Ich war dort! 😉
Unvorhersehbarer Stau
Genug Wüste, ab ging’s nach Cochabamba im Zentrum Boliviens. Leider wurde unsere Reise von drei Erdrutschen unterbrochen. Funny Fact: Die Erdrutsche passierten um 21 Uhr. Am Folgetag um 8 Uhr morgens kamen wir an die Stelle. Riesen Stau. Die Aufräumarbeiter kamen um 12 Uhr mittags angetrödelt. Schließlich verzögerte sich unsere Reise um 10 Stunden und wir machten noch nette Bekanntschaften mit Einheimischen.
Schilderwald in Cochabamba
Plaza Principal Cochabamba
Abkühlung mit Leo in Santa Cruz
In Cochabamba konnten wir im Projekt von befreundeten Freiwilligen übernachten und vergnügten uns in der schönen Stadt. Um unsere Reise abzurunden ging es dann noch für eine Nacht nach Santa Cruz de la Sierra, was noch östlicher schon in den Subtropen liegt. Wir kamen im Projekt Leos unter, einem Freiwilligen vom Zwischenseminar. Eine Bollenhitze herrscht dort und alles ist grün.
Was möchte uns dieses Standbild sagen?
Rückkehr vom kühlen Nass
Rückfahrt
Nun denn, es ging wieder Rückwärts. Nach drei Tagen Busfahrt kamen wir etwas erschöpft in Lima an und konnten erstmal bei Teresa, der Tochter Alsinas, übernachten. Als am nächsten Tag keine Busse mehr nach Cajamarca fuhren, aufgrund des Carnavalbeginns, ging es erst nach Chiclayo und von dort nahmen wir ein Taxi nach Cajamarca. Von Chiclayo aus ein Taxi zu nehmen ist natürlich total bescheuert, aber da ebenfalls keine Busse von dort aus fuhren und am nächsten Tag der Carnaval begann, mussten wir Opfer bringen. In Cajamarca angekommen blieb sodann keine Zeit sich auszuruhen, denn es ging sofort ab.
Huaino mit Lorena
Schlachtfeld
Abschlussfoto
Umzug
Die Ruhe vor dem Sturm
Samstags wurde der Carnaval eröffnet, indem eine Menge Gruppen angemalt auf die Straßen gingen und feierten. Wir zogen uns unsere ältesten Klamotten an und gingen mit der Familie Lorenas los. Nun wurde alles und jeder angemalt und nass gemacht. Eine mordmäßige Gaudi! Wir schmierten uns selbst sogar Speiseöl in die Haare, dass die Farbe (oder was die einem auch alles in die Haare schmierten) besser rausging. Es wurde angemalt, gesungen, getanzt, getrunken, nass gemacht und nochmals angemalt. Abends auf der Plaza de Armas ging es weiter mit viel Gesang. In dem Gedränge versuchten auch zwei Taschendiebinnen meine Taschen zu leeren, jedoch hatten die mit ihrem Anschubstrick weniger Erfolg, da ich aus dem Affekt heraus meine Hände an die Hosentaschen presste, sodass sie meine Brieftasche nicht herausbekam. Ein Glück. Sonntags gab es einen großen Umzug, in dem alle Stadtteile darum konkurrierten, welches die schönsten Kostüme präsentiert. Mit der ehemaligen Freiwilligen von El Pueblo Unido, die auch Jana heißt (nicht verwechseln), waren wir bei Augusto, einem Lehrer der Schule, zum Essen eingeladen. Nach dem Essen konnten wir nicht Nein sagen und machten mit den Kindern der Familie vom Hausdach aus die Leute auf der Straße nass. Einfach zu Recht, da man selbst, vor allem als Ausländer, zur Carnavalszeit auf der Straße ständig von den Dächern aus nass gemacht wird. So freute ich mich wie ein Kind, wenn mein Eimer Wasser direkt im Nacken eines Passanten landete. Falls ich es noch nicht erwähnt habe, an Carnaval ist es normal sich gegenseitig nass zu machen. Montags gab es ein Wettbewerb, welcher Stadtteil die schönste Carnavalskönigin hat. Ich kam jedoch zu spät zum Umzug und wurde, als ich die Straßenseite wechseln wollte, im Gedränge, meines Handys erleichtert. Aber es war nicht zu spät. Ein netter Herr wies mich erst darauf hin, dass ich soeben beklaut wurde (hatte ich nicht bemerkt) und zeigte mir dann von weitem wer die Taschendiebe waren. Ich ging daraufhin zum vermeintlichen Choro (span. Taschendieb) und bat ihn mir mein Handy wiederzugeben. Trotz meiner Argumente, es sei sehr alt und in deutscher Sprache, machte er immer noch auf unwissend. Da ich aber nicht locker lies und die Leute im Umkreis nun merkten, dass er ein Dieb war, wollte die Bande mich wohl loswerden. So kam ein Typ von der Seite, hatte mein Handy in der Hand und meinte dieses hätte ihm gerade jemand für 5 Soles verkauft. Ich nahm schnell mein Handy und ging nach Hause. Ich wollte mein Glück an diesem Tag nicht nochmal strapazieren. Ab jetzt pass‘ ich bestimmt besser auf meine Sachen auf. Zumindest in Menschenmengen. Dienstag und Mittwoch war dann auch nicht mehr so viel los, bis Mittwoch der Carnaval wieder begraben wurde.
Zurzeit habe ich ja noch eine Woche Ferien, bis wir mit den Lehrern in der Schule das neue Schuljahr planen werden. Im März geht dann wieder der normale Schulalltag los. Bis dahin genieße ich noch meine freien Tage, freue mich aber auch schon wieder darauf zu unterrichten. Ein langer Artikel über eine lange Reise.