So, da meld ich mich mal wieder. Zweieinhalb Wochen arbeite ich jetzt schon in der Schule. Nachdem ich anfangs mal alle Klasse besucht habe, habe ich jetzt beschlossen die Klassen 1 – 4 einmal und 5 + 6 zweimal die Woche in Englisch zu unterrichten. Die Lehrer sind froh darüber, da sie meist selbst wenig Englisch können und die Kinder freuen sich immer auf den Unterricht. Zudem helfe ich im Schulchor mit, der einmal die Woche stattfindet, und ich habe auch schon mit der 6. Klasse Theaterspiele gespielt, was zwar chaotisch war, aber den Kindern echt Spaß gemacht hat. Wenn Lehrer krank sind, oder auf Fortbildungen, helfe ich aus und betreue die jeweilige Klasse mit Aufgaben. Die restlichen Stunden, die mir bleiben,(5 Schulstunden) begleite ich die 6. Klasse im Unterricht. Eine Schulstunde geht eineinhalb Stunden und der Morgen gliedert sich in 3 Schulstunden, nicht mit einbezogen die Zeit zu Frühstücken Mittagessen und Zähneputzen.
Ein normaler Tag sieht so aus: 8 Uhr Formación (Versammlung der ganzen Schule auf dem Schulhof, einzelne Schüler tragen Gedichte vor, es wird gesungen und gebetet; drei verantwortliche Schüler für Straßensicherheit, Umweltbewusstsein und Gesundheit geben Tipps für den Tag und weitere Schüler verkünden Aktuelles), 8.15 Uhr Frühstück (es gibt für jeden Schüler ein Brötchen + eine Tasse Quinuabrei –> schmeckt gut!), 8.30 Uhr – 10 Uhr 1. Schulstunde, 10 Uhr Pause, 10.30 Uhr – 12 Uhr 2. Schulstunde, ca. 12 Uhr Mittagessen + Zähneputzen ( das Mittagessen kommt für jede Klasse etwas zeitlich verschoben, einleuchtend wenn man bedenkt, dass da meistens 6 Mütter für 250 Kinder kochen), 12.30 Uhr – 14 Uhr 3. Schulstunde, 14 Uhr – 14.30 Uhr Mittagspause, 14.30 Uhr – 17 Uhr Werkstätte (es gibt Friseurhandwerk, traditionelles Weben, Pullis Stricken an der Maschine, normales Stricken per Hand, Röcke Nähen mit zum Teil antiken Singer-Nähmaschinen ohne Strom, Sticken, kleine Schmuckkästchen Werken , Backen und traditionelles Tanzen). Viele der Kindergartenkinder, die schon um 13 Uhr aus haben, warten und spielen bis zum Ende der Werkstätten, um dann mit ihren größeren Geschwistern nach Hause zu gehen.So sieht ein normaler Tag aus. Als Fächer haben die Kinder Lesen, Schreiben, Mathemathik, Biologie, Sport, Computación (Umgang mit dem Computer; die meisten Kinder haben keinen PC zuhause), Heimat und Sachkunde und Englisch.
Die Kinder wählen jedes Jahr eine Werkstatt, in der sie dann für ein Jahr mitarbeiten. Die Werkstätte sind auch nicht alle die ganze Woche über. So ist Tanzen einmal, Backen zweimal und der Rest viermal die Woche.
In der Mittagspause können die Kinder auch in die Bibliothek gehen, lesen, spielen oder auch Bücher ausleihen.
Das Mittagessen in der Schule ist sehr lecker. Es gibt jeden Tag etwas anderes, meist Reis oder Kartoffeln mit Soße, oder Fleisch und ab und zu noch eine Frucht als Nachtisch. Die Mütter kochen das Ganze natürlich unentgeltlich.
Noch etwas zur Formación: Montags sieht die Formación etwas anders aus. Es gibt eine Auftstellung von acht älteren Schüler mit Landesfahne, und den drei Fahnen für die Verantwortlichen für Umwelt, Gesundheit und Straßensicherheit. Der Rest der Schule steht da, wie sonst auch. Dann wird eine Hymne auf die Flagge Perus gesungen und die Aufstellung marschiert mit den Flaggen im Hof. Daraufhin wird die Nationalhymne gesungen, dann die Hymne Cajamarcas, Alsina hält noch eine kurze Ansprache und schließlich wird noch einmal eine Hymne auf die Flagge gesungen während die Auftstellung wieder marschiert.
Man sieht schon, Patriotismus ist hier in Peru so ziemlich das Normalste, denn Montags wird in allen Schulen Perus die Nationalhymne gesungen und nicht nur das, auch die staatlichen Institutionen machen diese Aufstellung. Auf meinem Schulweg laufe ich an der Polizeistation Cajamarcas vorbei und Montags versammeln sich da ebenfalls die kompletten Angestellten und singen die Hymne. Anfangs war dieser Patriotismus etwas befremdlich, vor allem 12-jährige Schüler im Stechschritt marschieren zu sehen. Jedoch hab ich mich schon daran gewöhnt, das ist hier halt einfach anders als in Deutschland. Zweimal schon haben mich die Kinder gebeten die deutsche Hymne zu singen, was ich dann auch tat. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich so ziemlich an einer Hand abzählen kann wie oft ich diese Hymne bisher in meinem Leben gesungen habe. Das finde ich persönlich aber auch nicht weiter schlimm;)
Ebenfalls gab es letzten Samstag auch schon das erste Fest in der Schule. Ein Fest mit vielen typischen Gerichten aus Cajamarca, die die Eltern zubereiteten. Hab mir ordentlich den Bauch vollgeschlagen, unter anderem auch mit cuy (Meerschweinchen). War ganz lecker;) Von den Einnahmen für die Gerichte spart die Schule auf einen weiteren Computer.
Diejenigen, die mich kennen werden sich jetzt wundern, da ich eigentlich seit zwei Jahren kein Fleisch mehr gegessen habe. Tja, vegetarisch leben ist hier in Peru zwar möglich, wenn man viel selber kocht, aber zu vielen Gerichten gibt es einfach Fleisch und gerade in der Schule, wo sowieso manche Schüler unterernährt sind und lernen sollen sich ausgewogen zu ernähren, drück ich dann beide Augen zu und esse dann auch Fleisch. Es schmeckt mir ja auch;) In meiner Küche findet sich jedoch nach wie vor kein Fleisch.
Außerdem war ich bis jetzt schon auf zwei Taufen eingeladen, bei denen die Feste danach echt rießig waren. Getanzt wurde auch. Hier tanzt man nicht wie in Deutschland, egal wie, mit irgendwem auf der Tanzfläche, sondern man tanzt immer im Paar (Mann + Frau oder Frau + Frau) gegenüber. Das bedeutet der Mann muss die Frau zum tanzen auffordern und los geht’s. Hatte auch schon meine ersten Erfahrungen;)
Letzten Sonntag war ich mit dem deutschen Pfarrer Alois Eichenlaub, der hier seit 50 Jahren lebt und unter anderem Manthoc und Sono Viso gegründet hat, Lorena, einer Angestellten Sono Visos, ihrer Freundin Rocio und der deutschen Freiwilligen Barbara in den Bergen. Wir haben ein Fest des Wassers an einer Lagune namens Chamis besucht und sind danach noch weiter in die Berge gefahren bis wir uns verfahren haben und schließlich bei einer Radarstation für Flugzeuge auf über 4000 Meter ankamen. Dort war ein Angestellter, der uns den Weg zeigte. Wahrlich ein Abenteuer, da zudem die Straßen, wenn man sie mal so nennen mag, richtig schlecht und felsig waren, sodass wir zum Schluss voll über irgendwelche Felder fahren mussten. Fazit: Die Natur hier ist atemberaubend!
Einen Chor in Cajamarca habe ich auch schon gefunden, in dem ich ab sofort kräftig mitsingen werde. Zweimal die Woche wird auf einer Empore einer alten Kirche aus der Kolonialzeit geprobt. Eine super Akustik! Bin schon auf mein erstes Konzert gespannt.
So liebe Leute, das wars soweit erstmal wieder. Morgen begleite ich mal für einen Tag die Krankenschwester bei ihrer Arbeit in der Schule und am Dienstag macht die ganze Schule einen Ausflug nach Otusco. War dort auch noch nicht und lass mich mal überraschen.
Hier noch ein paar Impressionen:
Fest in der Schule
Der Spielplatz wurde zur Küche umfunktioniert
Meerschweinchen
Vlnr.: Carlos, Feli, Jana und Barbara (Meine Nachbarinnen + ein Freund)
Mariachis bei einer Taufparty
Laguna Chamis
Ein Schamane weiht die Zuschauer
Nachdem er verschiedene Speisen geweiht hat opfert der Schamane diese in einem Ritual der Lagune
Ein Chuncho Tänzer
Eine Chuncho Tanzgruppe aus Kindern
Kleine Chuncho Tänzerin
Vlnr.: Ich, Barbara, Lorena und Rocio
Burrocross (Eselrennen um die Lagune)
Laguna Chamis
Rocio, ich und Lorena; im Hintergrund die Lagune
Felsenkette
Padre Alois meistert die Geröllpiste
Ausblick von der „Straße“
Es war windig
Weiterer Ausblick
Die Radarstation auf über 4000 Meter
Der Wagen hängt
Über Stock und Stein ( der schwarze Punkt links neben der Person neben dem Auto ist Lorena; man malt sich mal die Dimensionen dieser Landschaft aus)
Über Stock und Stein
Die Kirche Belen, in der der Chor probt